1054/2303 | Lardenbach.Archiv.2014. Juni

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Begonnen wurde in der Lardenbacher Kirche mit der Begrüßung und Erläuterungen zum Dorf Lardenbach durch Pfarrerin Michaelsen. Sie erwähnte dabei die einstigen Strohdächer der Häuser und das um ca. 1800  mit dem Einführen des Sparherdes verbundene Verschwinden der offenen Feuerstellen. Erwähnung fand die ab 1717 erfolgte Selbstständigkeit der Kirchengemeinde Lardenbach und der bis heute noch als Patronat zuständigen Grafen zu Solms Laubach, sowie die festen Plätze der Kirchenbesucher und die in die Kirche eingearbeiteten 600 Liter Bier. Von den Frondiensten ab dem Jahr 1808 berichtete Anja Jäger. Dabei war zu erfahren, dass die damaligen 44 Lardenbacher Ackermänner im Jahr 25 Tage Spanndienste und 17 Tage Handdienste zu absolvieren hatten. Von 1809 bis 1819 gab es den Dienstakkord. Mit dem Jahr 1846 wurde die Zehnte-Abgabe abgelöst. Vom im Jahre 1657 durch Baumeister Johannes Rühl erfolgten Kirchenbau berichtete Heike Müller. In der Chronik wurde erstmals 1602 die Vorgänger-Kapelle mit dem angrenzenden Friedhof erwähnt. ­Mit Unterstützung von 22 Nachbarn und Sammlungen durch Kollekteure konnten 86 Prozent der Kosten aufgebracht werden. Die Altarplatte und die kleine Glocke stammten aus der dort vorher gestandenen Kapelle. Ein weiteres Thema war dabei auch die nicht vorhandene Heizung und die im Jahr 1820 angeschafften ersten Gesangbücher. Karola Müller ging in ihrem Beitrag auf den ersten Lardenbacher Pfarrer Johannes Förster ein. Genannt wurde auch der aus Treis Horloff kommende und wahrscheinlich strafversetzte Johann Konrad Müller. Zwei Gedenksteine zum Tod von dessen zwei Töchtern sind heute noch in der Kirche zu sehen. Vor der Kirche erfuhren die Anwesenden von Anette Döpfer über den Schuppenbrand auf dem benachbarten Grundstück Ruschig und die damit verbundene Gefährdung des Pfarrhauses. Sie erläuterte die Entstehung und Nutzung dieses auch als Schulraum genutzten Gebäudes. An der nächsten Station in der Untergasse ging Ursula Schombert auf die zahlreichen Unwetter der Jahre 1816 und 1846 und weitere Unglücke ein. Die Weberei im Winter, der Wohlstand und das genügsame Leben waren Themen von Elisabeth Schildwächter. Von dem durch Unwetter am 25. Mai 1968 als Buß- und Bettag entstandenen und jährlich am 26. Mai begangenen „Hageltages“ berichtete Ursula Schombert. Nach den Erläuterungen von Bärbel Loob zu der vor 201 Jahren aus Anlass der Napoleon-Niederlage gepflanzten Friedenslinde erfuhren die Teilnehmer Einzelheiten über die erste Post beim Gastwirt Johannes Mölcher der heutigen Gaststätte zur Linde und die 1922 im Dorf verlegten Lichtleitungen. Den Bau der Seenbachtalbahn von Mücke nach Laubach und den nicht nur für Lardenbach bedeutenden Eisenerzabbau brachten Dieter Langohr und Cordula Michaelsen in das Bewusstsein der interessierten Zuhörer. Vorbei an der „Luthereiche“ ging es dann zum Lardenbacher „Sie“, der auch als Waschstätte für den Flachs diente. Werner Zimmer ging dort auch auf die Grenzstreitigkeiten zwischen dem zu den Grafen zu Solms Laubach gehörenden Lardenbach und dem der Grafen zu Eisenbach unterstellten Klein-Eichen ein. Mit Blick auf den 1827 von der Kirche an den Ortsrand verlegten Friedhof nannte Pfarrerin Michaelsen dessen Erweiterung im Jahre 1853. Im Jahre 1910 musste ein erster offiziell bestellter Totengräber seinen Dienst antreten. Bärbel Loob brachte die in Friedhofsnähe stehende Friedenseiche mit dem am 27. Juli 1871 durchgeführten Friedensfest in Verbindung. Danach ging es dann zur 1926 erbauten innerörtlichen „Grenzgraben-Brücke“, die Lardenbach und Klein-Eichen verbindet. Bärbel Loob berichtet dort von den Kriegsauswirkungen und Brandschatzungen in Lardenbach. Dabei stellte sie fest, dass auch Napoleon mit seinen Gruppen durch den Heimatort zog und somit auch die „große Weltgeschichte“ mitten durch Lardenbach ging. Mit der alten Schule und dem heutigen Evangelischen Gemeindehaus wurde dann das Ziel der historischen Wanderung erreicht. Annette Döpfer gab über das bis zum November 1951 als Schule dienende Gebäude weitere Erläuterungen. Abschließend lud sie alle Teilnehmer bei Lindeskaffee, Hollunderwasser, Griweschmalzbrote und Boarnkuche zur Stärkung und gemütlichem Beisammensein ein.