Kurrentgruppe Lardenbach/Klein-Eichen präsentierte Historie der beiden Dörfer Lardenbach und Klein-Eichen
Einen besonderen Rundgang mit Blick in die Ortsgeschichte der beiden Grünberger Stadtteile führte die Kurrentgruppe Lardenbach/Klein-Eichen in Verbindung mit der derzeit vom Freundeskreis Museum im Spital Grünberg präsentierten Ausstellung „Was wir sammeln“ durch. In der Ausstellung wird noch bis zum 19. Oktober 2025 das von dem Lardenbacher Hobbykünstler Günter Felsing in über zwei Jahre erstellte Modell mit der Ansicht von Lardenbach und Klein-Eichen aus dem Jahre 1949 zu sehen sein. Die sich seit 2012 mit alten Texten und Schriften beschäftigende Kurrentgruppe wollte mit dem Dorfrundgang zum Vergleich und in Ergänzung zur Ausstellung die Geschichte der Dörfer und den Menschen vor Ort darlegen. Pfarrerin Cordula Michaelsens gab bei der Begrüßung dabei in der Lardenbacher Kirche einen Einblick über das dörfliche Leben mit Einzelschicksalen. Die Geschichte der im Jahr 1657 von 22 Nachbarn erbauten Fachwerkkirche und deren kleine 1602 lediglich für Beerdigungen und Lesegottesdienste erbaute Vorgängerkapelle mit dem angrenzenden Friedhof erläuterte Heike Müller. Über das zuvor in Freienseen als Teil eines Forsthauses stehende heutige Pfarrhaus berichtete Annette Döpfer. Das Gebäude fand im Jahr 1850 in Lardenbach seinen Platz und beherbergte neben der Pfarrerwohnung noch eine kleine Schulstube zur Unterrichtung der zumeist über 50 örtlichen Kinder. Bei der Besichtigung des aus dem 18. Jahrhundert stammenden „Bussehauses“ erläuterte Annette Döpfer die kürzlich von der Familie Betzner durchgeführte Sanierung des lange als abbruchreif geltenden Fachwerkhauses. Am einstigen Wohnhaus des im März 2025 verstorbenen Günter Felsing berichtete dessen Tochter Heike Repp über das vielseitige Leben und Wirken des Lardenbacher Modellbauers und Künstlers. Einzelheiten zu den heimischen Einrichtungen wie das 1824 erbaute Backhaus, die bäuerliche Genossenschaft mit der Spar- und Darlehnskasse und die öffentliche Wäscherei mit der Textilmangel erfuhren die Anwesenden durch Ursula Schombert. Erwähnung fanden auch die durch ein schweres „Gotteswetter“ mit Hagel gänzlich zerstörten Häuser, wobei der 26. Mai zum Gedenken noch viele Jahre danach als „Hageltag“ begangen wurde. Am nächsten Haltepunkt an der Einmündung zur heutigen Seentalstraße brachte Dr. Inge Lein das „Alte Spritzehaus“ und das im Jahr 1922 nach der örtlichen Elektrifizierung am Ortsrand gebaute Lichterhäuschen in Erinnerung. Vielen bekannt waren auch das in der im Jahre 1957 erstmals asphaltierten Bahnhofstraße betriebene Haushalts- und Schreibwarengeschäft von Frieda Schüler und die „Alte Post“. Dieser Backsteinbau beherbergte neben einer Gastwirtschaft mit Kegelbahn auch eine Kelterei. Zum Gedenken an den von 1813 bis 1815 andauernden Befreiungskrieg stand bis vor fünf Jahren in der Straße noch ein Lindenbaum. Vieles, verbunden auch mit den eigenen Erinnerungen an ihre Schulzeit, konnte Bärbel Loob zu der im Jahr 1951 erstellten Volksschule berichten. Ausgestattet war das auch teilweise von Schülern aus Stockhausen genutzte Schulgebäude neben zwei Unterrichtsräumen mit einem großen Theatersaal, eine Lehrerwohnung, einem Koch- und Werkraum und eine durch die Bevölkerung zu nutzende öffentliche Dusche. Nach der Schulreform fungierte die Schule von 1966 bis 1973 als Grundschule für das Seenbachtal. Im Jahr 1976 richtete dort die Stadt Grünberg eine Kindertagesstätte ein und der Spiel- und Sportverein übernahm als Vereinsheim die Kellerräume. Mit Blick auf das Umfeld der Schule fanden die im Jahr 1911 gegründete Schreinerei Berg, der Lagerplatz des ehemaligen Fuhrbetriebes Reining, der im Jahr 1951 das heutige Sägewerk an den westlichen Lardenbacher Ortsrand verlegte, die Villa Siebel und die nach Kriegsende für die Heimatvertriebenen aufgestellten Wohnbaracken eine Nennung. Werner Zimmer und Dr. Inge Lein blickten auf die ehemalige im Jahre 2021 geschlossene Gaststätte „Zur Linde“ zurück. Dort betreute ab 1903 der Gastwirt Mölcher auch die erste Poststelle. Bis 1950 gab es in dem Saal auch Kinovorstellungen und unter Mitbenutzung des Hofes wurde dort viele Jahre die Lardenbacher Kirmes abgehalten. Heike Müller berichtete beim Anschauen des Wohnhauses des ehemaligen Bürgermeisters Reinhard Mölcher sen. von den eigenen Schulmeistern, denen 1709 der erste Lehrer in Lardenbach folgte. Beim letzten Lardenbacher Objekt stand die „Alte Schule“ auf dem Programm. Annette Döpfer berichtete über die Entstehung und die spätere Nutzung des Gebäudes als Wohnung für Flüchtlinge. Nach Aussage von Bärbel Loob gab es für beide am Larbach, dem sogenannten Grenzgraben gelegenen Orte beim 7-jährigen Krieg und bei der französischen Revolution schlimme Jahre zu überstehen. Der Bach selbst war vor dem 1926 erfolgten Brückenbau eine Furt, in der später zum Beweis für den Durchzug von Kriegstruppen noch Kosakenhufeisen gefunden wurden. Zur Geschichte des Klein-Eichener Gotteshauses berichtete Pfarrerin Cordula Michaelsen von dem bis zum Jahre 1738 in Unter-Seibertenrod stehenden Gebäudes. Vor dem ersten Gottesdiensten im Jahr 1919 gab es in Klein-Eichen lediglich Betstunden. Die Glocke musste bis 1979 noch handgeläutet werden. Aus dem Bereich um die Kirche und dem Hinterdorf bestand nach Aussage von Werner Zimmer einst die kleine Gemeinde. Ein besonderer Platz ist für Klein-Eichen das “Hebche“, wo früher Spinnstuben und später auch kulturelle und gesellige Veranstaltungen stattfanden. Bedingte bauliche und strukturelle Veränderungen erfolgten auch bei vielen Gebäuden, wo ehemals Läden, Werkstätten und Gastwirtschaften beheimatet waren. Für eine Wasserversorgung des Ortes sorgte der 1836 gebohrte Brunnen vor dem 1806 erbauten Backhaus mit angebauter Dorfschmiede und späterer Viehwaage. Auf die Besonderheiten bei den Gebäuden von dem ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Eckhardt mit einem Scheunenbrand, dem Haus Heinrich Frank, der als Haarschneider seine Kunden im Kuhstall bediente und dem Haus von dem ehemaligen Ortsvorsteher und Mitbegründer der „Amigos“ Günter Zimmer verwies Bärbel Loob. Das letzte Ziel des informativen Rundganges war der Löschteich. Werner Zimmer erwähnte zudem den durch den Wäschweg verbundenen zweiten Teich, der als öffentliche Wäscherei diente. In diesem Bereich entstand 1949 das von den Eheleuten Wilhelm und Berta Funk gebaute erste Wohnhaus im Galgenbergsweg. Gegenüber führte von 1967 bis 1995 Walter und Irmtraud Bingel anfangs neben einer Bäckerei noch eine Gaststätte. In deren unmittelbarer Nähe befand sich ein Dampfkraftsägewerk und der Stellplatz für die Dreschmaschine. Pfarrerin Cordula Michaelsen sah am Ende des Rundgangs im Vergleich zum Modell der alten Zeiten mit der Gegenwart eine andere Zeit und ein anderes Leben.